Jahreslosung 2024:
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe

1. Korinther 16,14
Photovoltaik auf dem Kirchendach
Kirche Porschendorf
Ausgewählte Erinnerungen an die Porschendorfer Kirche
Familie Erpel wohnte von 1995 bis 2009 mit ihren Kindern im Pfarrhaus Porschendorf. Elisabeth Erpel war Kantorin für die Kirchgemeinden Eschdorf und Porschendorf, später auch für Wilschdorf und Dittersbach. Sie waren die letzte Kantorenfamilie, die im Pfarrhaus lebte. Zusammen mit ihrem Mann prägte Sie in dieser Zeit das kirchenmusikalische Leben in den vier Kirchgemeinden, sie organisierten und gestalteten aber auch viele künstlerische Höhepunkte in Porschendorf.

Die Porschendorfer/Elbersdorfer Gemeinde ist zwar die kleinste unter ihren “vier Schwestern”, aber sie hat als Mittelpunkt eine Kirche, die in ganz besonderer Weise in ihre Umgebung eingebettet ist. Gern sitzt man auf den Bänken unter den Linden oder Rhododendronbüschen des ebenen, schön angelegten Friedhofs . Es liegt oft über ihm eine liebliche, tröstliche Stille. Die nicht allzu hohen Natursteinmauern und die vier Tore erlauben dem Blick, das kleine friedliche Heiligtum mit den ländlichen, bäuerlichen Nachbaranwesen zu verbinden. Man vergisst leicht, dass man ja bereits im 21.Jahrhundert angekommen ist, und würde sich nicht sogleich wundern, wenn ein romantischer Brautzug aus der Hand Ludwig Richters hier vorbeizöge. Wenn man gar im sommerlichen Sonnenschein aus der Kirche tritt und hinter dem kleinen steingerahmten Westtor des Gottesackers das leicht wogende, goldene Ährenmeer erscheint, glaubt man, einen seligen Blick in die liebevoll bereitete Ewigkeit tun zu dürfen.

Aber es zieht einen natürlich dort hinaus, und man läuft zeitvergessen weiter zwischen Feldern und jubelnden Lerchengesang Richtung “Drei Teichen”. Irgendwann wendet man sich um und sieht die Kirche in dem weiten, schalenförmigen Tal, das den Himmel als ergänzendes Gewölbe scheinen lässt, vor dem Hintergrund des dunkleren Kuhbergzuges, eingebettet in hohe Bäume und die dörflichen Häuser und Gärten. Ihr Dachreiterturm ragt nur etwas über die anderen Dächer, nichts Protziges oder gar bedrohlich Mahnendes geht von ihm aus. Doch wie eine der Millionen Ähren streckt er sich zum Himmel, um gleichsam das wärmende und bildende Himmelslicht dankbar zu empfangen. Also nimmt unsere Kirche an dem lebendigen Wandel der Jahreszeiten Anteil. Dann im Herbst trägt sie selbst ein feierlich rotes Weinlaubkleid, was sie zu ihrem dunkelblauen Schieferdach sehr edel kleidet.

Die Kirchgemeinde genießt die Schönheit ihres Äußeren gern, wenn sie zu Johanni vor dem Ostportal ihre Andacht feiert, oder ihre Schwestergemeinden zum sommerlichen Kuchengottesdienst oder zum Martinsumzug und Lagerfeuer einlädt. Seit einigen Jahren war eine Tradition entstanden, dass zum Karfreitag sich der kleine Porschendorfer Kirchenchor mit Sängerinnen und Sängern aus dem Umkreis bis Dresden verstärkte, um die Johannes-Passion von Johannes Weyrauch aufzuführen. In die zeitgenössische musikalische Sprache dieses tief spirituellen Werkes lebten sich von Jahr zu Jahr Sänger und Hörer in immer neue Schichten des erschütternden Passionsgeschehens ein. Die Geste des träumenden in die Weite Lauschens, das über dem Tal liegt, hatte im Inneren der Kirche eine Entsprechung gefunden. Mehrmals war durch seine orgelspielende Lebensgefährtin Ulrike Haase der künstlerisch vielseitig tätige und initiative Musiktherapeut Dr. Christoph Schwabe unter den Anwesenden. Er verliebte sich in die Porschendorfer Landschaft und Kirche, fand allerdings, dass deren Innenraum allzu schlicht und nüchtern sei und ließ sich dadurch zu einem zwanzigteiligen Gemäldezyklus “Das Porschendorfer Kirchenjahr” inspirieren. Nach durchaus kontroversen Meinungsäußerungen in der Gemeinde, aber letztlich wohlwollender Zustimmung durch den Kirchenvorstand stiftete Christoph

Schwabe die Bilder für die freien Emporenfelder. Nach von breiter Öffentlichkeit wahrgenommenen Vernissage und Einweihungsgottesdienst hat nun die christliche Gemeinde, ob aus Porschendorfern, Elbersdorfern oder auch “Zugewanderten”, “Angeradelten” oder “Angefahrenen” bestehend, ein Pendant zur Jahreszeitensymphonie der Natur: anregende Bilder für die sich jährlich variierend wiederholenden Wege und Verwandlungen, die Gott mit den durch Christus ihn suchenden Menschen geht.

Nun folgt noch eine Aufzählung von Ereignissen, die ebenfalls über das alljährliche Gemeindeleben hinausgingen. Kurz nach dem Aufhängen der neuen Bilder interessierten sich die Veranstalter der Reihe “Sandstein und Musik” für unsere Kirche, und es fand dann auch bald ein Konzert mit Bläsermusik “in vollem Haus” statt. Ulrike Haase und Christoph Schwabe selbst luden zu Dichtung und Orgelmusik (Heine und Schumann) bei Kerzenschein ein. Sein prominenter Freundeskreis tauchte kurze Zeit später in die Stimmungen der Kirche mit ihren Bildern und ausgewähltem Chorgesang ein. Zum letzten Himmelfahrtstag sammelte sich ein Kreis von interessierten Laien um den künstlerisch anregenden und ernst-liebevoll führenden Maler, um beim eigenen Zeichnen und Malen den äußeren und inneren Blick auf die schöne Gottesnatur zu lenken und auch die eigenen schöpferischen Kräfte und Begabungen zu entdecken, es entstanden viele sehenswerte Bilder. Verschiedene musikalische Veranstaltungen lockten Hörer aus nah und fern: Konzerte des Dresdner Heinrich-Schütz- Chores und des Vokalensembles “Consonare” gastierten mehrmals, auch der Organist und Pianist Wilfried Promnitz und das Zeller-Streichquartett waren gerngesehene Gäste. Zuletzt soll für heute an die musikalischen und spielerischen Fähigkeiten unserer eigenen Dorfkinder gedacht werden, wenn sie in der Weihnachts- zeit als Maria, Joseph und Hirten und später als Heilige Drei Könige durch den verschneiten Kirchhof zur Kirche zogen und dort mit hellem und innigem Gesang in schönen Bildern die Herzen der Menschen bewegten.

Dresden, 23.Jan.2010 Gunther Erpel